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Hier verbindet sich bissiger Witz mit einer ordentlichen Portion Melancholie, von Jiří Menzel und Peter Simonischek glanzvoll gespielt.

Der Dolmetscher

Slowakei, Tschechien, 2018
Regie: Martin Sulik

Frei ab 12 Jahren,
113 Minuten

Eintrittspreis: 7,50 Euro,
ermäßigt: 6,50 Euro


Nur noch einen Tag im Programm:

Pfeil DI 5.2. um 17.30 Uhr


Plötzlich steht Ali Ungar (Jiri Menzel) vor Georg Graubners (Peter Simonischek) Tür. Im Mantel eine Pistole, der Plan: Den Mann zu töten, der vor vielen Jahrzehnten, während des Zweiten Weltkrieges, seine Eltern ermordet hat. Doch statt des Täters tritt Ali der Sohn gegenüber, der offenbar keinerlei Lust hat, sich mit der Vergangenheit oder gar den Verbrechen des Vaters zu beschäftigen. Eine kurze Unterhaltung der beiden alten Männer - Ali um die 80, Georg gut 70 - endet mit gegenseitigen Anschuldigungen: „Sie sind ein antisemitisches Schwein!“ sagt Ali, woraufhin Georg antwortet: „Und Sie sind ein zionistischer Übermensch!“

Damit könnte die Angelegenheit vorbei sein, doch am nächsten Tag macht sich Georg auf den Weg von Wien ins benachbarte Bratislava und bietet Ali an, ihn auf einer Spurensuche zu begleiten. Zu den Stationen, an denen sich der Vater in seiner Funktion als SS-Mann aufgehalten und Verbrechen begangen hat, soll Ali, der praktischerweise Dolmetscher ist, ihn begleiten. Und so geht die Reise los, die sowohl Georg als auch Ali an Orte ihrer Vergangenheit führen, an Orte, an denen beide Väter waren, der eine als Opfer, der andere als Täter. Am Ende der Reise wird vor allem Georg viel über seinen Vater und sich selbst erfahren haben.

Jiří Menzel und Peter Simonischek spielen die zwei alten Männer, die miteinander auf die Reise in die Vergangenheit ihrer Familien gehen. Peter Simonischek spielt Georg, den Sohn eines Naziverbrechers, Jiří Menzel ist der Sohn von Naziopfern – seine Eltern wurden ermordet, und Georgs Vater war dafür verantwortlich. Trotz der thematisch bedingten Ernsthaftigkeit bleibt der Film dank seiner beiden Stars unterhaltsam und komödiantisch.

Regisseur Martin Sulik findet die richtige Tonart und konzentriert sich auf die Psyche Georgs. Anfangs noch der Schwerenöter, der jeder Frau, gerne auch deutlich jünger, hinterhersteigt, beginnt er schließlich, über seinen Vater und vor allem sich selber nachzudenken. Man mag diese Figur als prototypischen Charakter sehen, der den lange vorherrschenden Umgang der Österreicher mit ihrer Vergangenheit während des Zweiten Weltkriegs spiegelt: Ignorieren. Persönlich verantwortlich für die Verbrechen ist Georg als Spätgeborener natürlich nicht, aber langsam wird ihm klar, dass die Taten seines Vaters auch etwas mit ihm zu tun haben, ihn geprägt und beeinflusst haben. Vor allem Peter Simonischek ist es zu verdanken, dass „Der Dolmetscher“ zu einem interessanten Film wird, der vom schwierigen Umgang mit abstrakten und doch realen Schuldgefühlen erzählt.
Nur noch einen Tag im Programm!