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Die Wütenden - Les Miserables

Mitreißend kraftvolle und autobiografisch gefärbte Milieustudie von Ladj Ly über das Pariser Viertel Montfermeil, in dem Bandenkriminalität und Gewalt zu harten Auseinandersetzungen mit der Polizei führen.

Frankreich 2019
Regie und Drehbuch Ladj Ly

FSK 16
106 Minuten
Prädikat besonders Wertvoll

Eintrittspreis: 8,00 Euro,
ermäßigt: 7,00 Euro,
Kulturticket: 5,00 Euro


Pfeil Nur DI 11.8. um 20.15 Uhr


Als der Polizist Stephane sich nach Paris versetzen lässt, ahnt er noch nicht, was sein Einsatzort im Pariser Vorort Montfermeil für ihn bedeutet. Immer wieder kommt es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen der Bewohner der engen Sozialbauten und der Polizei. Doch auch innerhalb der multikulturellen Gemeinschaft sind die Konflikte zahlreich, das Areal ist streng unter diversen Clans aufgeteilt. Zunächst ist Stephane noch irritiert von der zynischen Haltung, mit der seine Kollegen in Montfermeil ihren Job verrichten. Doch nach und nach bekommt er zu spüren, mit wieviel Hass, Härte und Misstrauen der Alltag aufgeladen ist. Immer stärker kocht die Wut der Menschen hoch. Und die Situation im Viertel droht zu eskalieren. „Die Wütenden - Les Miserables“ entfaltet als spannender Thriller mit dokumentarischem Hintergrund eine unfassbar körperliche Sogwirkung. Atemlos verfolgt man als Zuschauer das ausweglos scheinende Schicksal der Figuren, für die man immer stärker Empathie entwickelt. Diese Nähe zu seinen Protagonisten liegt auch in der Biografie des Ladj Ly begründet, der sich schon 2007 in einem Dokumentarfilm mit den Problemen des Viertels beschäftigte, aus dem er selbst stammt. Eine Binnenperspektive, die das kraftvolle Drama vom ersten symbolträchtigen Bild an auszeichnet, in dem ein Junge ein heruntergekommenes Haus im Viertel verlässt, eingehüllt in eine französische Fahne und auf dem Weg zum Public Viewing des WM-Finales 2018. Seine Wucht zieht der Film aus seiner semi-dokumentarischen Wirkung und der glaubwürdigen Interaktion herausragender Schauspieler und Laiendarstellern. Ly und seine Co-Autoren Giordano Gederlini und Alexis Manenti beleuchten dabei beide Seiten und malen kein Schwarz-Weiß-Bild. Die Bewohner des Viertels werden in ihrer ausweglosen Situation zwischen Arbeitslosigkeit, Ausgrenzung und kriminellen Vergehen ebenso ernstgenommen wie die Polizisten, die zwischen all der Härte inzwischen selbst abstumpfen und glauben, nur noch mit Gegengewalt agieren zu können. Der Film verurteilt keine Seite und zeigt deutlich die Gräben, die ein Miteinander erschweren. Die musikalische Auswahl vermeidet klassischen Hip Hop und damit jedes Klischee, der Score ist dominiert von basslastigen und elektronischen Klängen, die häufig eingesetzte Handkamera entlässt die Protagonisten nie aus dem Blick, die Schnitte sind schnell und hart. All dies trägt zu einem unmittelbaren und körperlich spürbaren Seherlebnis bei, das den Zuschauer oft atemlos zurücklässt.